Deinen ganzen Körper trainieren, immer und überall, ganz ohne Hilfsmittel. Freies Training ist die Wundermethode.
Freies Training, das heißt Training mit dem eigenen Körpergewicht, ist in aller Munde. Beinahe jeder Personal Trainer arbeitet damit, immer mehr Kursprogramme werden auf der Basis dieser Übungen ins Leben gerufen. Auch Freeletics gehört dazu.
Immer häufiger hört man von Freeletics. Aber was ist das genau? Worum geht es? Was ist der Inhalt? Und was viel wichtiger ist: Ist es die beste Möglichkeit für Deine Gesundheit?
Ich habe Freeletics genauer unter die Lupe genommen, die Freeletics Übungen getestet und werde Dir heute nahe legen, ob Du Dich dafür oder dagegen entscheiden solltest.
Was ist Freeletics?
Eine Idee. Eine App. Eine Community.
Es ist ein neuer Hype. Es gibt kaum jemanden, der mit Fitness zu tun hat und noch nichts von Freeletics gehört hat.
2012 fand in München die Gründung statt. Zusammen mit Sportwissenschaftlern und Personal Trainern wurde eine App entwickelt. Die App ist kostenlos und man kann sofort mit dem Training beginnen.
Neben der kostenlosen gibt es noch eine kostenpflichtige App mit unterschiedlichen Laufzeiten und Preisen. Mit dieser App bekommst Du einen „Coach“, der Dich durch die Workouts bringt. Die Workouts haben verschiedene Namen, wie „Aphrodite“, „Hades“ oder „Zeus“, mit steigenden Schwierigkeitsgraden.
Der Freeletics Coach soll Dich zu Deinem gesetzten Ziel bringen. Sei es Muskelaufbau, Ausdauer oder Gewichtsreduktion. Jede Woche gibt es neue Trainingseinheiten, angepasst an den bisherigen Leistungsstand. Über 700 verschiedene Workoutvarianten stehen zur Verfügung.
Neben dem Coach gibt es noch einen Ernährungsguide, der knapp 90 Rezepte beinhaltet und extra bezahlt werden muss.
Im Internet finden sich eine große Anzahl an Vorher/ Nachher – Fotos, die den Erfolg des Trainings dokumentieren sollen. In Foren lauern Versprechen wie „Es ist problemlos möglich, die Ausdauerleistung mit dem Cardio Coach zu steigern“ und „Fett verlieren und Muskeln definieren, mit dem Kraft & Cardio Coach“.
Aus Freeletics ist eine Community entstanden. Über 3 Millionen Teilnehmer weltweit, Tendenz steigend. Verschiedene Standorte haben sich etabliert. Die Teilnehmer treffen sich überall: In Parks, auf Sportplätzen oder Privat. Das Training kann überall durchgeführt werden.
Freeletics Übungen im Test
Ich wurde schon öfter gefragt, was ich als Physiotherapeut von Freeletics halte. Da ich mir ein genaueres Bild machen wollte, habe ich mir einige Treffen angeguckt sowie die App (kostenlose Version) getestet.
Im Playstore gesucht, installiert und registriert. Das ging einfach und schnell.
„… Gleichzeitig ist uns deine Gesundheit sehr wichtig. Bitte kontaktiere deinen Arzt, bevor du mit deinem Training beginnst.“
So lautet die Empfehlung nach der Installation, noch bevor man mit dem Training angefangen hat. Das ist schon einmal ein großer Pluspunkt.
„Metis“ ist der Name meines Workouts.
Dieses Workout besteht aus drei Runden mit den folgenden Freeletics Übungen:
Runde 1:
10 Burpees
10 Climbers
10 High Jumps
Runde 2:
25 Burpees
25 Climbers
25 High Jumps
Runde 3:
10 Burpees
10 Climbers
10 High Jumps
Falls die Übungen unbekannt sind, können diese vorher in Videos begutachtet werden. Bei den Videos werden einige Informationen in Schriftform geliefert, wie die Bewegung ausgeführt wird und worauf geachtet werden soll.
Die Übung wird nur aus einer Perspektive gezeigt, die Videos sind relativ kurz.
Für den Fall, dass die Übungen zu schwer sind, werden Alternativen gezeigt. Ziel ist es aber, das vorgegebene Workout durchzuziehen.
Los geht´s. Die Zeit läuft und jedes Mal, wenn ich eine Übung beendet habe, wähle ich die nächste. Eine Stimme zählt die Minuten. 1 minute, 2 minutes, 3 minutes, 4 minutes, …
Geschafft. Die Zeit werde ich nicht preisgeben, ich will ja keinen Wettstreit auslösen! 😉
Für das bestandene Workout bekomme ich Punkte. Es besteht die Möglichkeit, das Ergebnis bei Facebook zu teilen, sowie anderen Usern per Button zuzuklatschen, um damit den Respekt für ihre Leistung zu zeigen.
Ob die Übungen zu schwer waren, oder ob bestimmte Muskeln aufgrund von Problemen lieber außer Acht gelassen werden sollen, kann im Anschluss des Workouts eingegeben werden.
Generell finde ich diese Idee gut. Aber woher weiß der Otto-Normal-Verbraucher, woher genau seine momentanen Beschwerden kommen? Wie soll er da eine genaue Angabe machen? Und noch viel wichtiger: Wie soll eine App das wissen?
Was Freeletics Übungen Dir bringen können
„Gesundheit an erster Stelle!“ Dies ist mein Leitspruch. Es gibt absolut nichts Wichtigeres, als in jeder Angelegenheit seine Gesundheit in den Vordergrund zu stellen. Ich hinterfrage alle Methoden, sei es im Trainingsbereich, oder in der Ernährung, immer kritisch.
Genauso verhält sich das mit dem Freeletics-Test.
Hier bekommst Du mein Resümee sowie meine Empfehlung:
Die Grundidee finde ist gut, sowie die Umsetzung. Und aus unternehmerischer Sicht ist es ein absolutes Erfolgskonzept.
Gesundheitlich sieht es aber leider etwas anders aus. Die Wahrscheinlichkeit für Schmerzen oder gar Folgeschäden ist extrem hoch.
Dies hat ganz einfache Gründe:
- Es gibt keine Anamnese (Befunderhebung) vor dem Beginn, es wird sofort losgelegt. So weißt Du gar nicht, ob die Übungen überhaupt empfehlenswert für Dich sind.
- Die Übungen werden nur durch ein Video mit Text erklärt. Bei freien Übungen gibt es eine große Anzahl an Korrekturen, auf die geachtet werden muss. Diese werden nicht komplett aufgezählt.
- Die Ausführung wird nicht kontrolliert. Du bist ganz auf Dich allein gestellt.
- Durch die laufende Uhr steigt der psychische Druck, seine Leistung zu steigern.
- Die Rangliste erhöht ebenfalls den psychischen Druck, da man besser sein will, als seine Freunde oder andere aus der Community.
- Es geht nur um die schnellstmögliche Durchführung, um möglichst viele Punkte zu bekommen, denn Du kannst nur mehr Punkte bekommen, wenn Du die Übungen immer schneller schaffst. Darunter leidet früher oder später die Körperspannung.
- Folgeschäden brauchen Zeit. Du kannst dieses Training mit einer falschen Ausführung eine lange Zeit durchführen, bevor Du die negativen Folgen spürst, teilweise sogar Jahre.
Durchgehend, ununterbrochen auf die korrekte Ausführung achten, die Körperspannung aufrechterhalten und die Übungen immer perfekt durchführen. Für einen eingefleischten Fitnessfreak durchaus möglich. Aber ohne voreingenommen zu sein, glaube ich kaum, dass es sonst viele gibt, die das schaffen.
Fazit
Freeletics hat Vor- und Nachteile. Du kannst Dich mit Deinen Freunden messen, neue Freunde finden, überall trainieren und hast ständig neue Herausforderungen.
Aber aufgrund der Nachteile kann ich Dir diese App nur empfehlen, wenn Du ganz genau weißt, wie sämtliche Übungen durchgeführt werden, worauf Du fokussiert sein musst und Dir sicher bist, dass Du immer auf die Spannung und Korrekturen achten kannst.
Um eine Übung perfekt ausführen zu können, muss man sie ständig üben und sich immer auf alles konzentrieren, immer alle zu beachtenden Punkte in Erinnerung rufen. Und dies dauert. Der Mensch kann nicht sofort alles behalten was er gesehen, gelesen oder gehört hat. Oder kannst Du Dich jetzt noch komplett an alle Nachteile von Freeletics erinnern, die ich oben aufgezählt habe? 😉
Mein Tipp: Wenn Du Dir bei den Übungen nicht so sicher bist, oder gar ein Neuling im Fitnessbereich bist, dann rate ich Dir einen Personal Trainer zu buchen, um die Übungen korrekt zu lernen. Somit minimierst Du die Risiken und kannst in eine gesunde, sportliche Zukunft starten.
In diesem Sinne, bis nächsten Donnerstag,
Vergiss nicht: Ob Training oder Ernährung, Deine Gesundheit steht immer an erster Stelle!
P.S.: Zu einem guten Freeletics-Workout darf die richtige Musik auf den Ohren nicht fehlen. Besonders praktisch ist dafür ein gutes Paar Bluetooth-Sport-Kopfhörer, die Du direkt mit Deinem Handy verbinden kannst.